Knut Gerschau

Humanitäre Hilfe für die Ukraine dringend notwendig!

Foto: Tobias Wölki

Wir sind alle schockiert von dem menschenverachtenden und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Wladimir Putin gefährdet Leib und Leben von Millionen Menschen und zertrümmert mutwillig die europäische Nachkriegsordnung.

Die Ukraine steht am Rand einer humanitären Katastrophe. Das Leid der Menschen steigert sich von Tag zu Tag. Nachdem der russische Angriff nicht so schnell vorankommt wie geplant, scheint Russland seine Taktik zu wechseln. Putin verstärkt den Luftkrieg, bombardiert die großen Städte und nimmt zunehmend zivile Ziele ins Visier.

Die Versorgungslage vor Ort verschlechtert sich zusehends. Die Regale in Supermärkten und Apotheken leeren sich. Die zivile Infrastruktur wird weiter zerstört. In Mariupol sind die Menschen mittlerweile ohne Strom, Wasser und Heizung. Wohnblöcke werden bombardiert, kaputte Brücken und Gleise machen Evakuierungen und Lieferungen von Versorgungsgütern unmöglich. Mittlerweile macht die russische Armee nicht einmal mehr vor Kindergärten und Krankenhäusern halt.

Zehntausende Menschen übernachten in Luftschutzbunkern und U-Bahn-Schächten. Die Gesundheitsversorgung findet zunehmend unterirdisch statt. Die psychischen Folgen für die traumatisierte Bevölkerung lassen sich noch gar nicht abschätzen. Über zwei Millionen Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits geflohen. Die Zahl der Todesopfer geht offenbar in die Tausende, zumal Russland zunehmend Streumunition einsetzt. Putin wiederholt offenbar den Ansatz, den er schon in Tschetschenien und an der Seite des syrischen Diktators Assad etabliert hat: maximale Zerstörungen im Zivilbereich, um den Widerstandswillen der Bevölkerung zu brechen.

Die dringend erforderliche humanitäre Hilfe ist schwierig, da sie mitten in einem Kriegsgebiet stattfindet. Dies hat eine Reihe von Konsequenzen zur Folge:

  • Die gut gemeinten Sachspenden, die auch aus Deutschland häufig eintreffen, können großenteils nicht verteilt werden und lagern ungenutzt an den Grenzen. Daher ist es sinnvoller, Geldspenden zu leisten und auf Sachspenden zu verzichten. Spenden kann man z. B. über Aktionsbündnis Katastrophenhilfe, Aktion Deutschland Hilft, UNO-Flüchtlingshilfe und viele andere.
  • Die ukrainischen Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz und Roter Halbmond sind prinzipiell gut aufgestellt, operieren aber unter Feuer. In vielen Städten mangelt es mittlerweile an Lebensmitteln und medizinischen Gütern. Deswegen ist es dringend notwendig, für Versorgung und Flucht humanitäre Korridore einzurichten, begleitet von Feuerpausen, die auch tatsächlich eingehalten werden. Diese Korridore müssen in die Zentral- und Westukraine geöffnet werden, nicht, wie von Putin vorgeschlagen, nur nach Belarus und Russland.
  • Auch bei uns brauchen geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer Unterstützung. Angesichts der hohen Zahl von Freunden, Bekannten und Verwandten von Kriegs-flüchtlingen in Deutschland wird dies eine erhebliche Zahl von Personen sein. Die Hilfsbereitschaft von Kommunen, Bürgerinnen und Bürgern ist enorm. Dies ist ein wertvoller Beitrags Deutschlands.

Die Möglichkeiten Deutschlands und der EU beschränken sich auf humanitäre Hilfe, harte Sanktionen gegen Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine. Ich hoffe, dass das der russischen Bevölkerung bevorstehende wirtschaftliche Desaster zu einem Umdenken in Russland und einem langfristigen Kollaps der derzeitigen Regierung führt. Bis dahin werden wir alles tun, um das Leid der ukrainischen Bevölkerung so gut wie möglich zu lindern.