Knut Gerschau

Küstenregionen als Wirtschaftsmotor

Küstenregionen als Wirtschaftsmotor

Die erfolgreiche Tourismussaison an Nord- und Ostsee sowie die Diskussion um ein geplantes LNG-Terminal vor Rügen haben die Aufmerksamkeit jüngst auf die Bedeutung der norddeutschen Küstenregionen gelenkt. Tourismuswirtschaft, maritime Wirtschaft und die Sicherung der Energieversorgung über die Küsten gehören für Niedersachsen zu den wichtigsten Standbeinen der einheimischen Wirtschaft.

Die niedersächsische Küste bietet mehr als 40.000 Menschen einen Arbeitsplatz. 39 Seehäfen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, davon 15 im Eigentum des Landes, sind wichtig für eine funktionierende Infrastruktur. Sie dienen als Drehscheibe des deutschen Außenhandels und sichern funktionierende Lieferketten. Da sie häufig in wirtschaftlich schwachen Regionen liegen, tragen sie viel zu vergleichbaren Lebensverhältnissen im Land bei. Rund 120 Reedereien und zahlreiche Werften sichern die Stärke der maritimen Wirtschaft.

Hinzu kommt die Bedeutung der Küstenregionen für die Energiewende. Offshore-Windenergie ist ein entscheidender Beitrag für die Umstellung der Versorgung auf erneuerbare Energien und damit mehr Klimaschutz. Die Küste spielt eine Schlüsselrolle beim Import von Energieträgern und der Nutzbarmachung alternativen Stroms. Der Bau von LNG-Terminals dient der Daseinsvorsorge.

Dabei stellen sich viele Herausforderungen. Aus- und Weiterbildung in maritimen Berufen müssen gestärkt werden. Ökonomische und ökologische Aspekte wie der Schutz des Wattenmeers müssen in Einklang gebracht werden, ein Thema, das beim Aufbau der Flüssiggas-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade eine wichtige Rolle spielte. Die maritime Infrastruktur benötigt Investitionen in Landstrom, eine gute Transportanbindung ins Hinterland und den Ausbau von Digitalisierung und Wasserstoffinfrastruktur. Die Freien Demokraten setzen sich für umfassende Investitionen in die Hafenwirtschaft ein, auf dem Hintergrund einer klimafreundlichen europäischen Hafenstrategie und einer Unterstützung der regionalen maritimen Infrastruktur. Hierzu erarbeitet die FDP-Bundestagsfraktion aktuell einen umfassenden Antrag.

Die Küsten bieten auch eine hervorragende Chance für die Stärkung der touristischen Infrastruktur Niedersachsens, die die Finanzierung zahlreicher Gemeinden sichert. Dies beweist der große Zulauf von Gästen, der fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht hat. Allerdings warten auch hier große Herausforderungen, vor allem der Fachkräftemangel. Spezialisten für Service und Management bilden das Rückgrat der Branche. Denn ohne gute Organisation und gute Betreuung bleiben die Gäste aus. Daher wollen wir die Ausbildung in diesem Bereich verbessern und Bürokratiepflichten reduzieren. Denn es ist besser, Gäste zu betreuen, als Formulare auszufüllen.

Eine weitere Herausforderung ist der Erhalt bezahlbaren Wohnraums für die Menschen, die seit jeher an den Küsten und auf den ostfriesischen Inseln gewohnt haben. Hier liegt es vor allem an den Gemeinden, Beherbergungskonzepte zu entwickeln, die touristischen Ansturm und die Bedürfnisse der Einheimischen miteinander in Einklang bringen.

Die Tourismusbranche ist wie kaum eine andere geeignet für den Aufbau mittelständischer Betriebe, die mit überschaubarer personeller Besetzung und maximalem persönlichen Engagement geführt werden. Diese Unternehmen unterstütze ich als Vorsitzender des Liberalen Mittelstandes Niedersachsen mit großem Nachdruck.

Eine mittelständisch orientierte und nachhaltige Politik für die Küsten ist eine Politik für das ganze Land. Hierfür werden sich die Freien Demokraten vor Ort wie auf Bundesebene weiterhin nachdrücklich engagieren.